Wer von A nach B will braucht Orientierung. Das ist Aufgabe der Signaletik. Sie schafft es, dass ein Weg zum Erlebnis wird und nicht zur anonymen Distanzüberwindung verkommt. Dieter hat dazu ein Fachbuch herausgegeben.

Am Anfang war die Idee. Ein flüchtiger „Was wäre, wenn“-Gedanke, der in unserem Fall immer die Neugier weckt, anstatt gleich wieder verworfen zu werden. Als Dieter an Leit- und Orientierungssystemen u.a. für das Wien Museum und die Landeskliniken Niederösterreich arbeitet und nach entsprechender Literatur sucht, wird er kaum fündig. Eine Reise quer durch Europa und rund 1.200 Fotos später gestaltet und publiziert er in Zusammenarbeit mit Kommunikationsdesigner Erwin K. Bauer ein über 400-seitiges, zweisprachiges Fachbuch zum Thema Signaletik.

Orientierung schaffen und Identität stiften
Das war 2009. Zwei Jahre vorher beginnt die Idee zu reifen. Dieter recherchiert und findet europaweit 17 Projekte, die sein Interesse wecken. Darunter das Dialogmuseum in Frankfurt. Den Züricher Flughafen. Die Métro in Budapest. Legible London. Effenaar im niederländischen Eindhoven. Die Médiathèque André Malraux in Straßburg. Die Landeskliniken Niederösterreich. Es sind Projekte, die Orientierung schaffen, in komplexen Gebäuden und auf weitläufigen Arealen. Durch Leitsysteme, die sicher und klar zum Ziel führen, die Identität stiften und Atmosphäre schaffen, weil sie den Orten ihren spezifischen Charakter geben.

Dieter reist durch halb Europa, um sich die Projekte anzusehen und sie zu fotografieren. Zuerst alleine, und dann noch einmal mit Erwin K. Bauer, der die Texte übernimmt. Gemeinsam haben sie AuftraggeberInnen und GestalterInnen getroffen, sie interviewt und zu Projektzielen und Herangehensweisen, Herausforderungen und Reaktionen befragt. Von KünstlerInnen über LogistikerInnen bis zu ArchitektInnen und klassischen Kommunikations- und GrafikdesignerInnen kommen verschiedene Charaktere zu Wort, die einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen und einen Ausblick darauf geben, welches Potential dieses neue Feld für BauherrInnen, StadtentwicklerInnen, UnternehmerInnen oder auch PolitikerInnen haben kann. Längst ist klar, dass daraus eine Diplomarbeit wird. Doch die Inhalte haben Potential für mehr.

Vom Buch zum Büro
„Orientation & Identity“ wird zu Dieters ersten vollumfänglichen Gestaltungsprojekt. Konzeption und Gestaltung, Fotografie und Produktion lagen in seiner Verantwortung. Ein Jahr nach dem Diplom wird das Buch in einer Auflage von 1.250 Stück gedruckt – hergestellt aus drei verschiedenen Papieren mit Kartondeckel im Siebdruck, Registerstanzung und Lesebändchen. Es gilt heute als Standardwerk, das im Buchfachhandel bereits vergriffen und nur noch bei uns in geringer Stückzahl erhältlich ist.

Dem nicht genug, ist aus dem Projekt unser heutiges Gestaltungsbüro in Engelmannsbrunn entstanden. Bei seiner Reise nach Eindhoven in den Niederlanden traf Dieter den Designer Rene Toneman. Auf die Frage, ob es in Holland – einer Designhochburg – einfacher wäre, ungewöhnliche Ideen durchzusetzen, antwortete Toneman mit Ja. Es sei eine kulturelle Errungenschaft, dass Design als wichtiger, strategischer Gewinn für die Verkaufsstrategie begriffen wird. Toneman bringt dabei das Beispiel, dass selbst ein Mechaniker, der sich selbständig macht, wisse, dass er neben der Ausbildung und dem Werkzeug auch einen Steuerberater und professionellen Auftritt braucht.

Tonemans Aussage war Dieters Initialzündung für die Selbständigkeit. Nicht in der großen Stadt, sondern bewusst hier in Engelmannsbrunn. Denn da war sie wieder, die Idee: Was wäre, wenn es auch am Land Bedarf an einer Grafikdesignagentur gäbe? Der Rest ist (Unternehmens-)Geschichte.

FOTOGRAFIE: Dieter Fritz

PROJEKTPARTNER: Erwin K. Bauer, Text

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Die Auflage von 1.250 Stück ist im Fachhandel längst vergriffen. Wir haben noch einige Exemplare bei uns im Büro.

dieter@struktiv.at, 02279 20467
Kosten: 84 € exkl. Versand

Springer-Verlag Wien, 2009