Struktiv

ESSEN VOR ORT – DER LADEN

KONZEPTION

Regionale Nahversorgung gewinnt an Bedeutung. Selten wurde uns das so deutlich vor Augen geführt, wie in Zeiten der Corona-Pandemie. Fakt ist aber auch: Wer am Wagram regional einkaufen möchte, ist mindestens einen halben Tag lang unterwegs – und hat dann trotzdem nicht alle Lebensmittel beisammen. Warum? Weil viele Produzent:innen nur durch Hörensagen auffindbar oder sie generell zu weit verstreut sind. Das hat uns auf eine Idee gebracht.

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Das mag ein viel zitiertes Sprichwort sein, aber es trifft der Kern der folgenden Sache auf den Punkt: 2020 war ein Jahr der unvorhersehbaren Ereignisse. Als in Österreich der erste Corona-Lockdown ausgerufen wurde, standen wir mit unserem Konzept für ESSEN VOR ORT – DAS ESSEN in den Startlöchern. Die Pandemie aber bedingte das vorübergehende Aus für Veranstaltungen. Auch für unsere. Geblieben ist damals unser Wunsch, regionale Lebensmittel in den Gemeinden am Wagram zugänglich zu machen. Also haben wir die veranstaltungsfreie Zeit genutzt, unsere Idee weiter ausgeführt und mit ESSEN VOR ORT – DER LADEN in eine andere Form gebracht.

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Regionalität kompakt

Das Ziel von ESSEN VOR ORT – DER LADEN ist schnell erklärt: Wir wollen in den Ortschaften am Wagram einen Nahversorger für regionale Lebensmittel des täglichen Bedarfs errichten. Konkret handelt es sich dabei um Selbstbedienungsläden, die in Holzfertigteilbauweise gefertigt und ausgeführt werden. Eigens für das Projekt wurde eine individuelle Lösung entworfen, die durch ihre kompakte Größe lediglich den Raum eines Parkplatzes einnimmt.

Die Außenfassade wird nach der traditionellen japanischen Technik „Shou Sugi Ban“ bearbeitet: Durch das leichte Verkohlen der Oberfläche wird das Holz konserviert und dadurch robuster und gegenüber äußeren Witterungseinflüssen geschützt; ähnlich einer alten Methode aus dem Weingarten, mit der früher die Holzpfähle (die sogenannten „Packsteu“) am Beginn, Ende und inmitten der Rebzeilen bearbeitet wurden, und die heute vorwiegend in der Fassadengestaltung zum Einsatz kommt. Hinzu kommt eine Dachbegrünung, die nicht nur eine optische Aufwertung bewirkt, sondern auch einen Kühlungseffekt hat.

Die Läden verfügen außerdem über eine Glastür mit elektronischem Schließsystem, Kamera- und Temperaturüberwachung. Das Kassensystem besteht aus einem Touchscreen auf dem die Produkte mittels Produktbildern angezeigt werden und einem Barcode-Scanner. Bezahlt werden kann mit Bargeld oder Karte. Neben einem Kühlschrank ist auch eine Klimaanlage eingebaut, um die Läden auf einer Raumtemperatur von ca. 20 Grad zu halten.

Befüllt werden die Läden mit Produkten des täglichen Bedarfs, wobei bei der Zusammenstellung des Sortiments zuerst mit den jeweils orts-/gemeindeansässigen Betrieben Kontakt aufgenommen wird, in denen die Läden stehen. Erst danach wird mit Lebensmitteln und Produkten aus anderen Gemeinden aufgefüllt.

Unsere Planungsschritte – von der Gründung von ESSEN VOR ORT bis zu Laden und Box.
Für das erste Event wurde das Bio-Gemüse und -Getreide von Claudia und Toni Eckart aus Engelmannsbrunn verkocht.

Nahversorgung sichern

ESSEN VOR ORT – DER LADEN ist eine weitere Möglichkeit, um auf das Potential und die Qualität Wagramer Betriebe aufmerksam zu machen, indem deren Erzeugnisse für Gemeindebürger:innen, aber auch für Besucher:innen der Region an zentralen Stellen gebündelt zugänglich gemacht werden. In entlegenen Dörfern ohne Nahversorger schafft man zusätzlich eine wertvolle Einkaufsmöglichkeit, die die Lebensqualität im Ort erhöht. Teilnehmenden Produzent:innen eröffnet sich ein neuer Vertriebskanal und eine breitere Käufer:innenschicht – vor allem dann, wenn sie bislang nur Ab Hof verkauft haben. Durch die Einbindung lokaler Handwerker:innen und Professionist:innen bleibt die Wertschöpfung in der Region.

 

Umsetzung ausständig

Das Projekt liegt nun vorerst auf Eis. Nach Beendigung der Restriktionen im Veranstaltungsbereich ist ESSEN VOR ORT – DAS ESSEN im Jahr 2021 voll angelaufen – und nimmt seither einen Großteil unserer Kapazitäten in Anspruch. Das Konzept für die Läden aber bewahren wir uns gut auf. Denn wer weiß schon, was die Zukunft bringen wird…

 

IDEE, KONZEPT & UMSETZUNG: Susanne & Dieter Fritz, Sonja Planeta
TEXT: Sonja Planeta
VISUALISIERUNG: Laurenz Vogel

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